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Multikulturelle Gastro-Szene in Dubai - WELT


Im Ernst? Schweinebauch im streng muslimischen Dubai? „Bei uns der Renner“, bestätigt Sunny und guckt traurig aus der Wäsche. Der Jungmanager im 25hours-Hotel ist auf Diät. Auch namenstechnisch. In „Ernst Biergarten“ reicht der Vorname. „Mein Personal Coach hat mir eine erhebliche Gewichtsreduktion empfohlen“, erklärt er mit resigniertem Blick auf den üppigen Teller krosser Schweinewürfel. „Aber Sie sollten zugreifen – das ist kein Fingerfood, das ist Soulfood!“ Sunny ist Inder, in Thailand aufgewachsen, seit sieben Jahren in Dubai.

„Ein totales Paradies für Gourmets“, schwärmt Sunny. „In Dubai finden Sie Weltküche auf allerhöchstem Niveau.“ Spricht’s – und schiebt sich unversehens zwei Stückchen Schweinebauch auf einmal in den Mund.

Im „Ernst“, dem bayerischen Biergarten im 25hours-Hotel, schaut es so zünftig aus wie in einem Münchner Wirtshaus. Holztische, karierte Tischdecken, und natürlich stammt der Koch aus Bayern. Auf der Karte stehen Schweinsbraten und Obatzda, es gibt frische Brezeln und eine Anleitung zum Zuzeln: „How to eat Weißwurst!“ Vor allem am Wochenende geht bei deutscher Schlagermusik die Post ab. Immer hoch die Tassen und bloß nicht an die Rechnung denken: Die Maß Bier kostet im „Ernst“ umgerechnet 26 Euro, Alkohol ist sündhaft teuer in Dubai.

Sunny hat während des Gesprächs den kompletten Schweinebauch verputzt. „O nein! Ich sollte gleich ins Gym…“, so der gute Vorsatz. Restaurant-Tipps hat er vorher aber noch zuhauf parat, da kennt sich einer bestens aus in der Szene.

Offenbarung aus gegrilltem Mais

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Sarah Funk

Die Orfali-Brüder sind so etwas wie die aktuell heißeste Anlaufstelle für Foodies in Dubai. Mohammad, Wassim and Omar stammen aus Syrien. Essen, das Freude macht, ist ihr Credo. Dazu kombinieren sie traditionelle Gerichte aus ihrer Heimat mit globalen Trends. Am besten, man bestellt in ihrem Bistro „Orfali“ viele kleine Gerichte, um sich auf eine aufregende Aromen-Reise zu begeben.

Die „Corn Bomb“ zum Auftakt ist bereits eine Offenbarung aus gegrilltem Mais, das „Umami Eclair“ danach eine Geschmacksbombe auf Steinpilz-Basis. Fruchtige Chilis aus Aleppo machen aus dem Bulgur-Salat eine verschärfte Nummer für Veganer. Und das Kebab vom Wagyu-Rind erhält durch Sauerkirschen und Pinienkerne seinen typisch syrischen Touch. Zwecks Dessertauswahl schreitet man zu einer Vitrine, wo die wie Juwelen drapierten Leckereien der hauseigenen Patisserie warten. Die meisten schauen tatsächlich aus wie kostbare Kunstwerke, es schimmert sehr viel Gold als Deko.

Selbst der Guide Michelin kommt nicht mehr an Dubai vorbei. 69 Restaurants aus 21 verschiedenen Länderküchen wurden in diesem Jahr erstmals mit Sternen und Bib Gourmands ausgezeichnet. Mit zwei Sternen, Höchstnote im Emirat, krönte die Gourmet-Bibel aus Frankreich ein italienisches Lokal, das „Niko Romito“ im mondänen Bulgari-Hotel. Und das ist einfach nur zum Weinen…

Das Restaurant "Niko Romito"

Das Restaurant "Niko Romito"

Spaghetti mit Tomatensauce? Nicht unbedingt das, was man in einem der höchstprämierten Restaurants des Mittleren Ostens erwarten würde. Aber es wird serviert. Spaghetti al pomodoro als Zwischengang. Die in Sauce geschwenkten Nudeln zu einem tiefroten Turm aufgerollt, etwas Basilikum, basta.

Komplexe Geschmackstiefe

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MaxTheSensei

Und schon kommen einem fast die Tränen. Vor lauter Rührung. Wie kann ein so simples, tausendmal genossenes Gericht von solch einer zuvor noch nie erlebten Geschmackstiefe sein? Liegt es an den feinen Zesten sizilianischer Zitronen, die in der Sauce verarbeitet wurden? An der Güte der Tomatensorte, die eigens aus Italien eingeflogen wird? Vielleicht will man es auch gar nicht so genau wissen. Weit wertvoller ist doch die neugewonnene Erkenntnis, dass selbst einer Portion Spaghetti mit Tomatensauce noch ein Zauber innewohnen kann.

Minimalistisch in der Komposition, komplex im Geschmack – diese Handschrift von Chefkoch Giacomo Amicucci und seinem Team zieht sich durch das komplette Menü. Ob der Blue Lobster mit papierdünnen Zucchini-Streifen, die schmelzende Aubergine mit Kapern und Oliven oder der wilde Steinbutt mit Kartoffeln, alles harmoniert aufs Feinste und überrascht doch durch einen besonderen Twist.

Zwei-Sterne-Küche im Niko Romito (Bulgari Hotel), hier Linguine mit Hummer und Garnelen

Kulinarischer Genuss bei "Niko Romito": Linguine mit Hummer und Garnelen

Quelle: bulgari.com

Dass die Gastronomieszene Dubais inzwischen zur Weltspitze zählt, liegt auch daran, dass in den zahlreichen Luxushotels Spitzenköche aus aller Welt aus dem Vollen schöpfen und gleichzeitig ihren kreativen Ideen nachgehen können.

Im „Al Muntaha“, dem Gourmettempel des legendären Hotels Burj al Arab, interpretiert Saverio Sbaragli Klassiker der französischen und italienischen Hochküche auf seine Weise. Ob Langoustine Royale, Wolfsbarsch mit Topinambur oder Perlhuhn-Ravioli auf Parmesancreme – bei dem charismatischen Sternekoch, der frappant an den Filmstar Jean Reno erinnert, fühlt man sich im siebten Himmel.

Langoustine Royale von "Al Muntaha"

Langoustine Royale von "Al Muntaha"

Dass das „Al Muntaha“ in gut 200 Meter Höhe auf einer ovalen Plattform über dem Meer aus dem Burj al Arab herausragt und als eine der spektakulärsten Locations von Dubai mit einem atemberaubenden Panoramablick begeistert, passt da ins Bild.

Wie an der Côte d’Azur

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Mark Wiens

Völlig geerdet in einem tropischen Garten empfängt das „French Riviera“ im Strandhotel Jumeirah Al Qasr. Chef Kim Joinié-Maurin, der 13 Jahre für den französischen Jahrhundertkoch Joël Robuchon am Herd stand, hat die Küche der Côte d’Azur nach Dubai gebracht.

Die superleichte Version einer Bouillabaisse zeugt ebenso von Meisterschaft wie das herzhaft-sinnliche Pain Perdu, ein mit köstlichstem Vanille-Eis veredelter „Armer Ritter“. Charmant: Die hauchdünne Pizza mit frischen Trüffeln als Einstimmung geht stets aufs Haus.

Jumeirah Al Qasr - French Riviera -Exterior 3

"French Riviera" mit perfekter Mittelmeer-Kulisse

Quelle: Jumeirah Al Qasr

In die Kategorie „cool & hip“ fällt das kulinarische Triumvirat „Gohan“, „La Cantine du Faubourg“ und „Ninive“ im Jumeirah Emirates Tower. Das Praktische daran ist, dass man als Besucher quasi von der einen in die andere Location fällt.

Es empfiehlt sich, mit dem „Gohan“ zu starten, was wiederum nicht ganz einfach ist, weil sich das japanische Restaurant wie eine New Yorker Flüsterkneipe der Prohibitionsjahre hinter einem Spiegel versteckt. Am besten, man durchquert die mondäne „Cantine du Faubourg“, übrigens ganz im Stil eines Pariser Fashion-Bistros konzipiert, und biegt direkt vor der Bar scharf links ab.

Das „Gohan“ ist klein und intim, ein DJ legt Loungemusik auf, drei Sushi-Köche rollen ihre Makis im Takt. Es ist ein etwas anderes japanisches Restaurant, das sein auffallend gestyltes Publikum bei gedimmtem Licht mit Oktopus in Ingwer-Butter, gegrillter Avocado mit Bacon und Shrimps-Popcorn erfreut.

Dinner auf der Dachterrasse

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Details in Luxury

Falls es nicht noch schnell ein paar gegrillte Lammkoteletts in der „Cantine“ sein dürfen, warten im „Ninive“ gleich nebenan Genüsse aus 1001 Nacht. Ein arabisches Restaurant mit Cocktailbar, vielen Laternen, noch mehr Kissen auf gemütlichen Sofas und sogar Palmen. Neben dem Beduinenzelt-Design lockt eine wunderschöne Dachterrasse zwischen den neonbeleuchteten Wolkenkratzern von Downtown Dubai. Dampfende Tajines, dampfende Wasserpfeifen, eiskalte Drinks – für die Freuden des „Ninive“ sollte man sich viel Zeit nehmen.

Und wie schmeckt das traditionelle Dubai? Im „Al Fanar“ am Dubai Creek im Stadtteil Al Seef dreht sich neben Meeresfrüchten alles um authentische Gerichte der emiratischen Küche. Beim Nationalgericht Machboos handelt es sich um ein Reisgericht mit Fleisch oder Fisch, abgestimmt mit Kardamom, Zimt, Safran, Kurkuma und Zitrone. Wer gern süß isst, sollte unbedingt den Dattelpudding und die Kamelmilcheiscreme probieren.

Bei der schier unerschöpflichen Vielfalt der Restaurants kann man in Dubai mühelos auf kulinarische Weltreise gehen. Nur einer Zutat lässt sich fast nirgendwo ausweichen: Gold. Vorspeisen, Kuchen, ganze Desserts werden goldig drapiert oder gar komplett mit Goldblättchen überzogen, man kann sich dessen kaum erwehren. Vielleicht hat man ja dem armen Fußballer Frank Ribery, der nach einem Foto mit protzigem Goldsteak soviel mediale Prügel einstecken musste, ein klein wenig Unrecht getan…

Die Teilnahme an der Reise wurde unterstützt von Dubai Tourism. Unsere Standards der Transparenz und journalistischen Unabhängigkeit finden Sie hier.

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Author: Richard Jackson

Last Updated: 1700418842

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Name: Richard Jackson

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Job: Quantum Physicist

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