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wie Elon Musk das Rechenzentrum von Twitter alleine beseitigte


Buchauszug

Neue Musk-Biografie Wie Elon Musk ein Twitter-Rechenzentrum im Alleingang ausräumte

Neu-Twitter-Eigner Elon Musk im Mai 2023 in Paris

Neu-Twitter-Eigner Elon Musk im Mai 2023 in Paris

© IMAGO / ABACAPRESS

Nach der Twitter-Übernahme baute Elon Musk den Kurznachrichtendienst radikal um. Wie rabiat er dabei vorging, zeigt eine Episode von Ende 2022. Exklusiver Auszug aus der neuen Biografie von Walter Isaacson

„Sieht dieser Zeitplan aus, als fände ich ihn auch nur annähernd akzeptabel?“, fragte Musk. „Natürlich nicht. Ein langer Zeitplan ist ein schlechter Zeitplan.“

Es war spät am Abend des 22. Dezember, die Stimmung des Meetings im Twitter-Konferenzraum im zweiten Stock war angespannt. Musk sprach mit zwei Infrastrukturmanagern, die bisher noch nicht viel mit ihm zu tun gehabt hatten, vor allem nicht, wenn er schlechte Laune hatte. Einer der beiden versuchte, das Problem zu schildern. Das Datendienstleistungsunternehmen, das eine der Serverfarmen von Twitter in Sacramento beherbergte, hatte sich bereit erklärt, den Vertrag noch für eine kurze Zeit zu verlängern, damit sie 2023 geordnet ausziehen konnten. „Aber heute Morgen“, erklärte der nervöse Manager Musk, „haben sie sich noch einmal gemeldet und gesagt, der Plan sei vom Tisch, weil, und das sind deren Worte, sie nicht davon ausgehen, dass wir finanziell überlebensfähig sein werden.“

Walter Isaacson: „Elon Musk – Die Biografie“, erschienen bei C. Bertelsmann, 832 Seiten, 38 Euro. Transparenzhinweis: Capital gehört wie der Verlag C. Bertelsmann zu Bertelsmann

Walter Isaacson: „Elon Musk – Die Biografie“, erschienen bei C. Bertelsmann, 832 Seiten, 38 Euro. Transparenzhinweis: Capital gehört wie der Verlag C. Bertelsmann zu Bertelsmann

© PR

Die Anlage kostete Twitter über 100 Mio. Dollar jährlich. Musk wollte diese Kosten einsparen, indem er die Server in eine Twitter-Anlage in Portland überführte. Eine Managerin, die ebenfalls an der Besprechung teilnahm, sagte, das könne nicht von heute auf morgen passieren. „Ein sicherer Umzug ist frühestens in sechs bis neun Monaten möglich“, stellte sie nüchtern fest. „Wir brauchen Sacramento, um den Betrieb aufrechtzuerhalten.“

Musk hatte sich im Laufe der Jahre schon häufig zwischen dem aus seiner Sicht nötigen und dem von anderen für möglich gehaltenen Vorgehen entscheiden müssen. Das Ergebnis war fast immer dasselbe. Er schwieg ein paar Sekunden und verkündete: „Sie haben neunzig Tage Zeit. Wenn Sie das nicht hinkriegen, steht es Ihnen frei zu gehen.“

Die Managerin setzte zu einer ausführlichen Erklärung an, was einem Umzug der Server nach Portland im Wege stand. „Weder Rackdichte noch Leistungsdichte stimmen überein“, sagte sie. „Die Räume müssen erst aufgerüstet werden.“ Sie zählte eine ganze Reihe weiterer Details auf, wurde aber schon bald von Musk unterbrochen.

Emoji mit explodierendem Kopf

„Davon kriege ich Kopfschmerzen“, sagte er. „Tut mir leid, das war nicht meine Absicht“, antwortete sie betont ungerührt. „Kennen Sie das Emoji mit dem explodierenden Kopf?“, fragte er. „So fühlt sich mein Hirn gerade an. Was für ein Haufen Müll. Heilige Scheiße. In Portland gibt es ja wohl mehr als genug Platz. Es ist doch überhaupt kein ­Problem, die Server woandershin zu bringen.“

Erneut versuchten die Manager zu erklären, was dagegen sprach, doch Musk fiel ihnen ins Wort: „Könnt ihr jemanden in unser Serverzentrum schicken und mir Videos von den Räumen zusenden lassen?“ Es war drei Tage vor Weihnachten, und die Manager versprachen die Aufnahmen für die kommende Woche. „Nein, morgen“, befahl Musk. „Ich habe selbst schon Serverzentren eingerichtet und kann beurteilen, ob da noch was reinpasst oder nicht. Deshalb wollte ich ja wissen, ob ihr überhaupt schon mal vor Ort wart. Wenn ihr noch nie in der Anlage wart, redet ihr einfach ­Bullshit.“

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Author: Phillip Watson

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